Die Mauer muss weg – eine Erfolgsgeschichte

© Victor

Die Mauer muss weg, damit du weiterlaufen kannst ist eine Erfolgsgeschichte unserer Arbeit. Und in Vorbereitung auf diesen Blogbeitrag habe ich noch einmal recherchiert, wie Erfolg definiert wird. Der Duden sagt, Erfolg ist „ein positives Ergebnis einer Bemühung“. Andere Internetseiten erklären den Begriff Erfolg mit dem Erreichen von Zielen.

Man kann also sagen: Du brauchst ein Ziel, und wenn du das umgesetzt hast, sodass du zufrieden bist, dann hast du Erfolg. Eigentlich doch ganz einfach, oder?

Das Schöne an dieser einfachen Erklärung von Erfolg ist, dass es nichts darüber aussagt, wie dieser auszusehen hat. Also hat doch jeder Mensch, mit seinen persönlichen Möglichkeiten, die Chance auf Erfolg. Und das finde ich großartig.

Erfolg wird in der Schule überwiegend in Form von Noten gemessen. Hast du eine eins, dann bist du super, hast du eine vier für dieselbe Aufgabe bekommen, dann lobt das keiner. Aber sind denn die Voraussetzungen für das Erreichen denn gleich? Nein, sind sie nicht. Und daher sind Schulnoten für mich kein Zeichen von Erfolg.

Wenn wir Kinder begleiten, die eine Rechtschreibschwäche habe und in einem Rechtschreibtest eine 4 erhalten. Dann kann das für dieses Kind sehr wohl ein großer Erfolg sein. Denn in meiner Arbeit interessiert mich nicht die Anzahl der Fehler, sondern die Fehlerart. War das Übungsthema hier bei uns den Fokus auf Satzanfänge, Satzenden und die Pünktchen über i, ö, ä und ü, und wurden diese in dem Test alle gesetzt und Satzanfänge groß und am Ende immer den Punkt, dann ist das sehr wohl ein Riesenerfolg.

Jeder Mensch definiert sich seine eigenen Ziele, die eben auch nur für ihn gelten und Erfolg ist damit eine sehr persönliche Sache. Liebe Eltern, liebe Kinder, meine Bitte: Setzt euch smarte Ziele, kleine Meilensteine und feiert jeden noch so kleinen Erfolg.

Lest nun unsere Erfolgsgeschichte.

Die Mauer muss weg, damit du weiterlaufen kannst.

Mein großartiger Schüler hat von Anfang an viel Seele gezeigt, jetzt kann er schon viel mehr zeigen. Ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, wo die Reise noch hingeht.

Aber wir müssen ganz vorn starten: Was machst du, wenn die Buchstaben mal wieder tanzen? Du fängst an, Wörter gar nicht mehr wahrzunehmen. Alles bildet eine bunte lustige Masse, die dich aber so nicht begeistern kann. Das macht dich so kirre, dass du alle Wörter und Buchstaben, die auf dich einprasseln, sammelst. Du machst sie zu den Ziegelsteinen. Dein Frust ist der Mörtel und zack: Die Mauer steht. Sie ist hoch und so stabil, dass einige Informationen die Mauer einfach nicht überwinden können.
Und nun? Was wirst du dagegen unternehmen? Wie kannst du sie schnell wieder loswerden? Muss man Mauern nicht Stück für Stück abreißen? Nur beim Jenga kann man Steine von unten herausziehen.

Und da kommt unsere Arbeit ins Spiel: Wir haben einfach in Ruhe angefangen, uns kennenzulernen. Dabei haben wir schnell gemerkt, dass wir viel zusammen lachen können und das Spielen mit Wörtern Spaß machen kann. Ob Memory, Buchstabenraten oder Ich sehe was, was du nicht siehst, ihr kennt sie alle! Und wie langweilig wäre es, sie auf Deutsch zu spielen?
Langsam konnten wir uns also vom Alphabet zu englischen Buchstaben vortasten. Das gleiche immer größer auch mit Wörtern, Sätzen und Texten. Dabei haben wir immer wieder über Harry Potter geredet, für den du so zu begeistern bist. Um bei unserem Bild der Mauer zu bleiben: Sie bröckelt.
Wir hatten eine schwere Zeit, als wir gemerkt haben, dass du dir Wörter einfach manchmal nicht merken kannst. Aber die Frage ist nicht immer „Was weiß ich noch nicht?“, sondern viel eher „Was weiß ich schon?“. Und auf diese Frage hattest du so viele Antworten! Und da ist dein ordentlicher Vorschlaghammer, mit dem du die letzten Reste der Mauer auch noch weghauen kannst.
Erst vor kurzem wusstest du alle Vokabeln von einem Arbeitsblatt aus der Schule. Nicht einfach so, es war harte Arbeit. Doch du hast sie bewältigt, mich überrascht und es allen gezeigt.

Die Mauer lässt sich schneller aufbauen als einreißen. Dafür macht das Einreißen umso mehr Spaß. Vielleicht baust du einfach deinen Weg aus den übrigen Steinen. Und das Beste ist: Fehler sind erlaubt, wer liebt kein löchriges Kopfsteinpflaster…